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Interview mit der "Kistenmanufaktur"

Mit dem Bulli unterwegs und Stauplatzprobleme?
Das kennen vermutlich viele von euch. Tasja aus Hamburg hatte das auch gestört und so kam sie auf die Idee, die eh im Bulli mit geführte Kiste gleich mehrfach zu nutzen. So entstand ihre "Multifunktionskiste". Für diverse Festivals ist Tasja momentan im Vorbereitungsstress, trotzdem fand sie Zeit für ein Interview. Wenn ihr bei ihr bestellen und Versandkosten sparen wollt, schaut doch mal auf kistenmanufaktur.com, dort hat Tasja ein paar Festivals veröffentlicht bei denen sie demnächst vorbei schaut und eure Bestellung mit bringen kann.

© kistenmanufaktur.com
Zunächst bekommst du natürlich die Möglichkeit, dich selbst vorzustellen. Was sollten Leser über dich wissen? Wie und wann kam Emil in dein Leben und warum eigentlich Emil?

Moin Moin aus dem hohen Norden. Ich bin Tasja, 31 Jahre alt und seit guten sechs Jahren Bullifahrerin mit Leidenschaft. Mit einem Van durch Europa zu reisen, war als Camperin von Anfang an, schon immer ein Traum von mir. Nach meiner Ausbildung zur Mediengestalterin für Digital und Printmedien und vor meinem Studium zur Berufsschullehrerin erfüllte ich mir dann meinen Traum von Freiheit. Ich kaufte „Emma“. Ein roter T3. Den baute ich im Frühjahr, um im Sommer 2014 mit Freunden durch Europa zu touren. Diese Reise wird immer eine unvergessene Reise bleiben. Emma fuhr uns, fast ohne Probleme, bis nach Portugal. Wir schauten uns dort die Fussball-WM-Spiele an, wo die Fans des eigenen Landes zuhause waren. Wie die Weltmeisterschaft ausgegangen ist hat noch jeder in Erinnerung. Ein Jahr später musste meine Emma zum ersten Mal zum TÜV, leider ohne Erfolg. Die Plakette wurde direkt entfernt. Ein tränenreicher Abschied stand bevor und in den nächsten Wochen und Monaten musste ich ohne Bulli reisen. Im Oktober 2015 fand ich meinen aktuellen Bulli im Internet. Standort Würzburg. In einer Nacht- und Nebelaktion habe ich mit einem Kumpel und seinem Bulli „Emil“ ehemals „Speedy“ gekauft. Mit dem Besitzer habe ich immer noch Kontakt. Er freut sich, dass der Bulli in guten Händen ist. Da der Bulli durch seine Flecktarnung eher männlich als weiblich aussieht und es der Bruder von Emma war, passte der Name Emil sehr gut. So kam mein Bulli zu seinem Namen.


Du hast deinen Emil selbst umgebaut. Was hast du angepasst? Hattest du dafür eine Werkstatt zur Verfügung oder wie hast du das organisiert?

Emil war beim Kauf eher sporadisch eingerichtet und die Fenster waren lila foliert. Ich beschloss den Bulli komplett auszuräumen und alles nochmal zu machen. Dabei machte es mir nichts, dass draußen Minusgrade herrschten oder ganz Deutschland Weihnachten und Silvester feierten. Ich wollte unbedingt meinen Bulli im Frühjahr fertig haben. Mein Bullikumpel konnte mir hilfreiche Tipps geben und half mir wo er nur konnte. Das alles fand auf den Straßen Hamburgs stand, da ich keine Werkstatt oder Garage hatte. Auch die Türpappen und den Himmel habe ich komplett neu gesägt und mit Kunstleder bezogen. Ich kaufte ebenfalls den Ausbau von Reimo „Jolly“. Diesen Ausbau habe ich als Basis genutzt, um dann meine eigenen Ideen umzusetzen. Nun war der Bulli gedämmt, entdröhnt, verkabelt und ausgebaut. Ich hatte viel Stauraum, ein Bett zum Schlafen, eine Sitzgelegenheit, Gardinen und eine mobile Küche. Hinzu kam noch eine Dachterrasse, die ich als Sonnendeck nutze.

© kistenmanufaktur.com

Eine Zeit lang hast du in deinem Bulli gelebt. Wie kam es dazu und warum zurück zum festen Wohnsitz?

Nun war der Bulli so gemütlich und ich hatte einfach alles was man zum Leben braucht und vor allen Dingen vier Räder. Als Studentin musste ich immer schauen, wie ich am besten Geld spare, um mir Reisen etc. zu ermöglichen. Es lag klar auf der Hand, dass ich für sechs Monate in meinen Bulli ziehen würde. Somit konnte ich meinen Traum von Freiheit leben und gleichzeitig meine Fixkosten sehr, sehr niedrig halten. Im Mai war es dann soweit. Meine Eltern und Geschwister hielten mich für verrückt. Solche Ideen hatte ich aber schon früher. Damals bin ich zu zweit mit meinem Roller nach Stockholm mit 45 km/h gefahren, mit 14 Jahren kam ich auf die Idee mit dem Fahrrad nach Fehmarn zu fahren, mit 20 Jahren bin ich durch Spanien getrampt und habe Couchsurfing gemacht, nachdem ich meine Ausbildung abgebrochen hatte und mein WG Zimmer gekündigt habe. Für den Start hatte ich meinem Kumpel auch davon überzeugen können, mit mir auf Hamburgs Straßen zu leben. Für den Anfang würde ich es jedem empfehlen, nicht alleine zu sein. Die idylische Vorstellung jeden Abend an einem Lagerfeuer an der Elbe zu sitzen, verflog ziemlich schnell im Alltag. Jeder ging seinem Job tagsüber nach. Abends traf man sich auf Parkplätzen die praktisch waren (ruhige Lage, Bäcker um die Ecke, etc.) und genoss den Feierabend. Das Badezimmer war morgens immer das Fitnessstudio. Unglaublich praktisch war es, dass ich schon um 7 Uhr Sport machen konnte, um mich dann in einem sauberen Badezimmer zu duschen. Hier konnte ich auch Wasser nachfüllen oder ein wenig Geschirr abspülen. Aber auch die Uni bot Platz für die Katzenwäsche oder das Reinigen von Geschirr. Meine Dozenten wussten Bescheid und so kam es nicht selten vor, dass ich noch im Jogger die Toilette mit Zahnbürste betrat und mich dann direkt ins Seminar gesetzt habe. Es war unheimlich zeitsparend direkt vor der Uni, die auch WLAN bot, zu übernachten und kurz vor Beginn des Seminars erst aufzustehen. Ich werde die Nächte an der Hamburger Alster niemals vergessen. Ich stand direkt am Ufer und habe gesehen, wie Hamburg morgens erwacht ist. Die ersten Jogger liefen schon um 6 Uhr morgens an meiner „Haustür“ vorbei. Ich genoss mein Frühstück bei Sonnenschein und lernte Hamburg von einer neuen Seite kennen. Im Juli starteten dann die Semesterferien und ich war nicht mehr ortsgebunden. Ich hatte das Glück, dass ich für eine Eventfirma arbeiten konnte, die in ganz Deutschland immer wieder Events hatte. So konnte ich von Stadt zu Stadt reisen, das Konto auffüllen und weiterreisen. So ging es immer weiter in den Süden von Deutschland und ich muss sagen, Deutschland hat so viel zu bieten, dass es sich lohnt, hier Urlaub zu machen. Die gebuchten Hotelzimmer seitens der Eventfirma ließ ich links liegen. Ich übernachtete weiterhin auf dem Parkplatz vor dem Hotel und betrat das Hotel nur zum Duschen und frühstücken. So verbrachte ich den gesamten Sommer und hielt dort, wo es mir gefiel. Meist übernachtete ich vor Freibädern, damit ich direkt morgens ins kühle Nass springen konnte. Im Oktober war ich wieder in Hamburg. Das neue Semester in der Uni startete, das Hamburger Schietwetter machte seinem Namen alle Ehre. Es wurde ziemlich kalt im Bulli und ich freute mich auf mein WG Zimmer ab November. Denn eine Standheizung hatte ich bis dato noch nicht eingebaut.


Gibt es technische Daten zu deinem Bulli, die wir veröffentlichen dürfen? Baujahr / Modell / PS / Kilometerstand / Kraftstoff?

Emil stammt aus dem Jahr 1985, ist somit ein Oldtimer mit 33 Jahren und ein alter Bundeswehrbulli.

"Über Geld spricht man nicht" sagt der Volksmund, wir sehen das anders. Magst du verraten was Emil gekostet hat?

Ich habe Emil mit 60.000 km gekauft. Es war quasi ein Neuwagen. Die Bundeswehr und der Vorbesitzer sind sehr pfleglich damit umgegangen. Ich habe 2900,- € damals bezahlt und in den vergangenen Jahren eine Menge Geld reingesteckt. Dieses Jahr wird Emil neu lackiert. Auch der Innenausbau wird nochmal überholt.


Vom Emaille Becher über das Kistenbrett bis zur "Multifunktionskiste". Mit der Kistenmanufaktur deckst du viele Bedürfnisse von uns "Vanlifern" ab. Wie und wann kam es denn dazu?

Mein kleines Start-Up entwickelte sich schon in Gedanken in der Zeit, als ich in meinem Bulli wohnte. Das Leben im Bulli ist minimalistisch, obwohl ich zehn Paar Schuhe mit an Bord hatte (von denen ich natürlich nur drei brauchte: FlipFlops, Turnschuhe und Gummistiefel) und man hat auf einmal auch verdammt viel Zeit für sich und seine Träume, da keine digitalen Medien einen vom Leben abhalten konnten. Ich hatte eine wunderschöne alte Bierholzkiste in meinem Bulli als kleinen Tisch und gleichzeitig als Stauraum. Mein Bullikumpel war von dieser Kiste begeistert und wollte ebenfalls eine haben. Jedoch gab es diese Kiste nicht nochmal und ich fing an in meinen Gedanken eine Kiste zu bauen, die ähnlich rustikal, jedoch mit weiteren Funktionen bestückt ist. Es sollte eine multifunktionale Kiste mit Charakter sein, welche Generationen überlebt und viele Geschichten erzählen kann. Also fing ich an. Werkzeug hatte ich in meinem Bulli, alles was fehlte besorgte ich und baute bei Sonnenschein, da wo ich grad hauste, an der Kiste. Entstanden ist die erste MuFuKi. Das dunkle Holz erinnerte an altes Holz, der türkise Deckel spiegelte den Lack des Bullis wider. Durch einen „Gummizug-Trick“ lässt sich die Kiste auf die doppelte Größe klappen. Somit kann man nun platzsparend und mit Stauraum einen kleinen oder großen Tisch im Bulli haben. Das war im Sommer 2016. Die positive Resonanz auf die MuFuKi und der Traum eins kleinen Unternehmens ließ mich weiter an Ideen arbeiten. Ich wollte einen kleinen Shop mit Produkten von einer Vanliferin für Vanlifer/innen. Mein Konto sagte mir eigentlich: „Tu das nicht!“ Studentin, ohne große Ersparnisse, aber mit Visionen. Also nahm ich mein Sparschwein schlachtete es und fing an. Ich würde mich ärgern, wenn ich es nicht doch mal versuchen würde. Mein Vorteil ist, dass ich jahrelang in der Werbebranche gearbeitet habe und selbst Mediengestalterin bin. Somit konnte ich all meine Werbemittel von Flyer bis zum Internetauftritt selbst gestalten und produzieren. Die Holzarbeiten erledigte ich in meinem kleinen 16m2 WG Zimmer in Altona. Zwischen Schreibtisch und Bett habe ich meine weiteren Kisten gebaut. Lackiert wurde in der Küche. Ich stand auf dem ersten Weihnachtsmarkt mit mäßigem Erfolg. Ich backte 300 Zimtschnecken mit Gutscheinen für die Kistenmanufaktur, um einen Einnahmegarant zu haben und die Kunden zu motivieren zu kaufen. Aber die Zielgruppe meines Produkts ist klein. Meine Zimtschnecken gingen weg wie warme Semmel, die Kisten wurden gesehen, bestaunt und wieder mit nach Haus genommen. Trotzalledem hat mich dieses Event auf eine neue Idee gebracht. Zur Dekoration hatte ich Bierkisten mit Kistenbrettern hingestellt. Diese Kistenbretter hatte ich für mich mal mit Serviettentechnik gestaltet. Die Besucher waren sehr interessiert. Dieses Produkt muss ich als nächstes verkaufen. Und so dauerte es 4 Monate bis ich im April 2018 den Online Shop eröffnete, Promotion dort machte, wo sich die Bullifahrer am liebsten aufhielten. Die Bretter produzierte ich im Keller, auf der Terrasse oder im Wohnzimmer. Ohne richtiges Werkzeug. Es war viel Arbeit. Die Drucke habe ich ebenfalls selbst gemacht mit einem speziellen Verfahren. Das erste Motiv war der VW T1. Handgezeichnet mit dem Bleistift und digitalisiert. Ich machte Werbung bei Facebook. Brachte das Motiv virtuell auf einen Emaille Becher und bot den ebenfalls im Online Shop an, ohne diese Becher jemals produziert zu haben. Die Resonanz war enorm. Nun musste ich schnell Emaille Becher herbekommen. Ich schuftete für meinen Traum und die ganze Familie wurde involviert. Es kamen immer wieder Bestellungen rein. Nun war es für mich klar, dass auf meinem Lieblingsbullifestival einen Stand haben musste. Ich bekam einen auf dem Midsummer Bulli Festival auf Fehmarn. Nun hatte ich noch wenige Woche bis alles stehen musste. Anfang Mai dann die ernüchternde Nachricht vom Anwalt. Die Motive der Bullis sind rechtlich geschützt. Ich muss sie aus dem Sortiment nehmen. Ein weiterer Tiefschlag. In ein paar Wochen wollte ich auf dem Festival stehen und nun darf ich die Motive nicht nutzen. Ich zeichnete andere Motive und hoffte, dass auch diese gut angenommen werden. Und was soll ich sagen: Trotz Hagel im Juni, die schlechtesten Tage im Sommer 2018, war ich schon am 2. Tag fast ausverkauft. Mein Produkt kam an. Tage später bekam ich dann auch die Nachricht des Anwalts, dass ich die Motive weiterhin nutzen darf. Es war Fluch und Segen zugleich, da ich ja immer noch ein „Eine-Frau-Betrieb“ war und das kleine Start-Up neben Studium und Arbeit machte. Nach dem Event hatte ich mein gesamtes Investment wieder raus und habe für mich beschlossen, dass es eine schöne Erfahrung war, aber, dass es alleine einfach zu viel ist. Die fünf Wochen Roadtrip taten gut und ich hatte wieder Zeit zum Nachdenken und Durchatmen. Wie der Zufall es aber wollte traf ich meinen Bullikumpel nach einem Jahr wieder, erzählte von der Kistenmanufaktur und beschloss nun doch wieder, gemeinsam mit ihm, die Kistenmanufaktur wieder aufleben zu lassen. Die Produkte kamen ja einfach gut an. Und es ist mir eine Herzensangelegenheit Bullifahrer/innen mit coolen Stuff zu versorgen. Das nächste Event sollte in 3 Wochen stattfinden. In den nächsten drei Wochen haben wir 200 Bretter, mit der Hilfe meiner Cousine (Tischlerin), produziert, bedrucken lassen, geshootet und den Online Shop komplett überholt. Wir wurden für all unsere Arbeit belohnt. Ausverkauft! Das gesamte Investment war also erstmal wieder drin und es war sogar noch Geld übrig um neu zu investieren. Ab diesem Zeitpunkt stand fest, dass es auf jeden Fall weiter geht. Heute bin ich wieder ein Unternehmen mit einem Mitarbeiter, aber ich werde durch meine Tischlerin und der Druckerei sehr entlastet. Das Produkt ist sehr hochwertig geworden. Ich tue nun nur noch das was ich auch kann: Design, Eventbooking, Buchhaltung, Online Shop Pflege, Versand, Social Media etc. Es ist immer noch viel Arbeit, aber es macht mir wieder Freude. Ich habe die besten Kunden der Welt. Das motiviert weiter zu machen. Mein Shop hat sich nun wieder erweitert und ich kann Bulliklamotten anbieten mit meinen Zeichnungen. Ein weiterer Traum ist in Erfüllung gegangen.


Wie lange reist du schon im Van durch die Welt? An welches Reiseerlebnis erinnerst du dich besonders gerne? Gibt es ein Land in das du besonders gerne reist?

Ich reise seit 2014 mit dem Bulli durch Europa. Weiter weg hat er mich noch nicht gefahren, weil es einfach so schöne Orte in Europa gibt, die erstmal erkundet werden wollen. Die erste Reise, welche drei Monate ging, bleibt mir natürlich besonders in Erinnerung. Von Hamburg aus, durch den Elbtunnel, nach Holland, über Frankreich nach Spanien und Portugal. Meine Freunde sind immer wieder ein- und ausgestiegen. Zeitweise haben wir zu viert auf einer 1,40m breite Matratze nächtelang geschlafen. Diese Reise habe ich nach meiner sehr anstrengenden Ausbildung gemacht und habe gemerkt, dass es im Leben nicht nur ums Arbeiten geht/gehen sollte. Digitale Medien ließ ich zurück, Reisekarten zeigten mir den Weg und ich fing an über das Leben anders zu denken. Das sollte also der Beginn eines Lebens werden, was nicht nur auf Berufskarriere aus ist.
Mein Lieblingsland zum Reisen ist und bleibt Schweden. Natur pur, Einsamkeit ohne sich allein zu fühlen und tolle kleine Städte. Vor allen Dingen das Midsommarfest hat es mir angetan. Aber nicht zu vergessen ist das Reiseland Deutschland. Ich bin im Sommer 2016 alleine durch Deutschland gefahren und habe mir mein Heimatland angeschaut. Dabei habe ich mich als Nordlicht total ins Allgäu verliebt und in die Berge. Deutschland ist eine Reise wert. Man braucht gar nicht so weit reisen.


Nutzt du beim Reisen oder zur Reisevorbereitung bestimmt Apps oder Webseiten?

Ich muss sagen, dass ich auf meinen Reisen die digitalen Medien meide und im Hier und Jetzt lebe. Es gibt auf meinem Instagramkanal fast keine Fotos, da ich diese Reisen für mich mache. Jeder der gerne mehr wissen möchte, darf mich gerne fragen und dem zeige ich auch gerne die Fotos. Auf den Reisen aber selbst genieße ich die Ruhe.

© kistenmanufaktur.com

Was wir dir in keinem Fall wünschen: Hast du beim Reisen schon unschöne Erfahrungen machen müssen?

Auf meinen Reisen habe ich bisher wenig unschöne Erfahrungen machen müssen. In der Zeit als ich im VW Bus auf Hamburgs Straßen gelebt habe, ist nachts ein Mann auf das Dach vom Bulli geklettert. Es polterte kräftig und mein Herz schlug rasant. Bewaffnet mit einem Küchenmesser riss ich die Schiebetür auf. Der Mann erschrak selbst und faselte etwas vor sich her. Dieser Mann nutze anscheinend den Bulli als Leiter, um in ein Haus einzubrechen. Diese Nacht war für mich sehr aufregend. In einer anderen Situation habe ich in Köln am Straßenrand auf einem Parkplatz übernachtet. Ich war an diesem Tag ziemlich kaputt und müde. Plötzlich klopfte es an meinem Bulli. Ca. vier junge Männer standen draußen und drängten mich dazu, den Bulli zu öffnen. Diese Männer hatten mich wohl beobachtet und sind dann gekommen als ich schlief. Ich war völlig fertig und schrie sie an, dass sie gehen sollte. Sie blieben hartnäckig. Ich wollte einfach losfahren. Leider hatte ich meine Radkralle am Bulli. Somit fiel diese Option weg. Die Männer dachten, dass ich eine Prostituierte wäre und in ihrem Revier anschaffen gehe. Die Männer wollten Sex. Ich bekam Panik, da ich wusste das der Kofferraum nicht zu war. Ich betete, dass die Männer bald verschwinden würden und nicht den Kofferraum öffnen würden. Nach einiger Zeit verließen sie den Bulli und ich bin rausgelaufen, habe die Parkkralle entfernt und bin weg gefahren. In dieser Situation hatte ich viele Schutzengel. Die Nächte darauf waren nicht mehr so ruhig, aber es hat sich schnell gelegt, da ich so etwas nur einmal erleben musste.

Gibt es Dinge die dich beim Reisen mit Emil nerven?

Eine kurze und knappe Antwort: Nein, absolut nichts. Er ist so wie er ist genau richtig.

Warum eigentlich das Reisen mit Van statt mit Flugzeug und Taxi?

Ich mag es überhaupt nicht zu fliegen und ein Taxi kann und will ich mir absolut nicht leisten. Diese Unabhängigkeit gibt einem nur der Van. Ich kann reisen wann ich will, muss nichts buchen, erlebe jeden Tag neue Abenteuer, bin immer an der frischen Luft und reise in einer angenehmen Geschwindigkeit. Man lebt in den Tag hinein ohne Pläne, muss nicht auf Buffetzeiten, wie in einem Hotel, warten, kann am Lagerfeuer Stockbrot zaubern und hat nur die nötigsten Sachen dabei. Ich glaube das sind genug Argumente.

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Gegen welches Fahrzeug würdest du Emil eintauschen?

Ich würde Emil gegen nichts eintauschen. Kein Haus, Kein Boot und kein Sack voll Gold. Man hat ja auch eine persönliche Ebene mit dem Bulli. Ziemlich beste Kumpels sind wir.

Welche Dinge dürfen auf keiner Reise fehlen?

Ein Straßenatlas, gute Bücher, der Plastikeimer, Klopapier, Flip Flops, Bikini, Zahnbürste, Keilriemen, Überbrückungskabel, Klebeband, Gummistiefel, Öl, Dieselkanister, Werkzeugkasten, Fotokamera und Musik.

Hast du schon Pläne für deine nächste Reise?

Dieses Jahr geht es nach fünf Jahren wieder nach Portugal. Ich habe zusammen mit meinem Freund fünf Wochen Zeit, um von Stubben nach Lissabon zu kommen. Das ist aber immer nur eine grobe Richtung. Wie es am Ende kommt erfahren wir dann. Ansonsten machen wir viele Wochenendausflüge an die Ostsee oder fahren auf Bullitreffen.


Welcher Song oder welche Songs darf/dürfen auf keiner Reise fehlen?

Ich habe eine Bulliplaylist und da sind Songs drauf, die glaub ich sonst keiner hört. Aber um Geschmack lässt sich ja bekanntlich nicht streiten. Also gebe ich zu, dass ich folgende Songs auf meiner Playlist habe: „Ich möchte der Knopf an deiner Bluse sein von Bata Illic“, „Si jamais jòublie von Zaz“, „Bonnie von Kollektiv22“, „Kommando Heulen von Ina Müller“, „Mit dir von Freundeskreis“, „Nordisch by Nature von Fettes Brot“, „Zuhause von Fynn Kliemann“, „Cherié von von wegen Lisbeth, „Caruso von Luciano Pavarotti“ und „En annan värld von Stiftelsen“. Es ist also eine bunte Mischung zum Mitgröhlen.

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